Digitale Katzenfibel
Kastration bedeutet das Entfernen der sog. Keimdrüsen sowohl bei weiblichen wie bei männlichen Tieren (also der Eierstöcke („Ovarien“) bzw. der Hoden).
Der landläufig bei weiblichen Tieren benutzte Ausdruck „Sterilisation“ ist also eigentlich falsch, denn eine Sterilisation bedeutet lediglich Unfruchtbarmachung durch Eileiterunterbindung (weibliche Tiere) bzw. Samenleiterdurchtrennung („Vasektomie“, männliche Tiere). Hierbei werden die Ovarien bzw. Hoden erhalten und das Sexualverhalten bleibt unverändert – mit allen negativen Folgen wie ausgeprägterem Revierverhalten mit entsprechenden Kämpfen und Verletzungen, größerem Unfallrisiko durch längere Revierwege und deutlich höherem Infektionsrisiko mit tödlichen Katzenseuchen (FeLV, FIP, FIV etc) durch Deckakt bzw. Kampf.
Die vermenschlichende Einstellung, man nähme den Katzen/Katern durch die Kastration die Sexualität und ihren Spaß ist insofern falsch, als nicht nur die Möglichkeit sondern auch der Drang zu sexueller Betätigung genommen wird, also auch kein Verlustgefühl auftritt.
Die Lebenszeit von kastrierten Tieren ist höher als die unkastrierter!
Die Kastration von weiblichen Katzen ist im Interesse des Tierschutzes (Eindämmung der massenhaften Vermehrung und „Produktion“ von Kätzchen, die mangels geeigneten Platzes als Streuner oder im Tierheim enden) sinnvoll und ratsam für alle Katzen, mit denen nicht gezüchtet werden soll.
Der Eingriff der Kastration bei der Katze ist ein kleiner Bauchhöhleneingriff:
Die Katze wird meist in Rückenlage mit Kopf leicht nach unten gelagert, um die meisten Bauchhöhlenorgane Richtung Zwerchfell und damit aus dem OP-Gebiet zu verlagern.
Hierauf wird ein kleiner Schnitt in die Bauchdecke gemacht (Bild 1) und mittels eines kleinen Hakens mit stumpfem Ende der Eierstock und das hintere Teil der Gebärmutter erfaßt und der Eierstock vorverlagert (Bild 2).
Die Blutgefäße des Eierstocks werden nun an beiden Enden des Eierstocks abgeklemmt und mit chirurgischem Nahtmaterial abgebunden (Bild 3) und der Eierstock entfernt (Bild 4).
Im Anschluß wird der Bauch mehrschichtig verschlossen (Bauchdecke und Haut werden also einzeln genäht) (Bild 5) und meist ein kleines Pflaster oder Sprühverband angebracht.
Bereits im Rahmen der Narkosemedikation wird ein Schmerzmittel gespritzt, so daß der Eingriff keine wesentliche Einschränkung für die Katze darstellt. Meist werden die Fäden nach 10 Tagen gezogen und dabei nochmals die Wunde kontrolliert.
Die Kastration ist also ein vergleichsweise kleiner Eingriff, der keine nennenswerte Einschränkung für die Katze mit sich bringt und einen Beitrag zum Tierschutz darstellt.
Dr.med.vet. Rasso Mantel, Januar 2010
Digitale Katzenfibel: Ab wann darf man Katze/Kater kastrieren?
Dr. Rasso Mantel: Kastration ist bereits mit ca. 12 Wochen möglich, aber wir empfehlen den Eingriff ca. mit 6 Monaten.
Bild 1. Hautschnitt
Bild 2. Vorverlagerung des Eierstocks
Bild 3. Abklemmen und Abbinden der Blutgefäße
Bild 4. Entfernung des Eierstocks
Bild 5. Verschließen der Wunde
Bild 6. Genähte Wunde
Bild 1. Hoden dargestellt, Haare zur OP entfernt
Bild 2. Zustand direkt vor OP, Steriles OP-Tuch, Op-Feld desinfiziert
Bild 3. Fixation des Hodens vor Hautschnitt
Bild 4. Hodenhüllen eröffnet ("Offene Kastration")
Bild 5. Hoden und Nebenhoden dargestellt
Bild 6. Entfernung von Hoden und Nebenhoden nach Ligatur der Gefäße
Bild 7. Zustand nach OP
Bild 8. Zustand einen Monat nach OP
Fotos: Rasso Mantel / Wladlen Sividow